Notizen

Donnerstag, 09. Juli 2009

Am heutigen Tag ging es um den Dreh des ersten Spots von Miss Handelt, bei dem Hochzeitsszenen gefilmt wurden. Begonnen hat alles mit einem hektischen, etwas chaotischen Treiben zwischen Garderobe, Setup und Maske. Anfangs waren Unsicherheit und Nervosität deutlich zu spüren, wobei auch das Wetter aufgrund der Wechselhaftigkeit nicht hilfreich war. Aufmunternde Worte kamen jedoch bald von Elke: „Das Wetter ist absolut positiv, es regnet in ganz Oberösterreich nur in Wels!“

Wegen besseren Anweisungen und der daraus folgenden hervorragenden Zusammenarbeit aller TeilnehmerInnen entwickelte sich die Situation zum Besseren. Gerade unter den Brautjungfern legte sich die Unsicherheit und Nervosität bald, da Pia Hierzegger (Schauspielerin) – eine der Brautjungfern – hilfreiche und erklärende Anweisungen gab.

Auch war die Stimmung trotz dem regnerischen Wetter erstaunlich gut und als dann die Sonne durchkam, strahlten auch die Gesichter trotz zunehmender Müdigkeit. Außerdem mangelte es nie an Motivation, Interesse und Freude am Dreh. Alle Beteiligten am Spot waren wirklich großartig und nur dadurch wurde die Fertigstellung des Videoclips so erfolgreich ermöglicht.

 

Natürlich gab es wie bei jedem Dreh ein paar „Hoppalas“, wie die mangelnde Balance des „Kellners“ mit den Sektgläsern auf dem Tablett, tierischem Besuch einer neugierigen Ente auf dem Set, einem fast umgefallenen Scheinwerfer, der noch gerettet werden konnte, …

 


Mittwoch, 08. Juli 2009

Nachdem gestern die Ideen für die einzelnen Videoclips gesammelt und auch schon begonnen wurde, grobe Konzepte zu erstellen, ging es heute morgens frisch und fröhlich weiter, die diversen Drehbücher zu konkretisieren bzw. fertig auszuarbeiten. Dies erfolgte in Kleingruppenarbeit, wobei nacheinander Einzelgespräche mit Elisabeth Scharang und Robert Buchschwenter stattfanden, die einerseits zur Verfeinerung der Entwürfe und andererseits zur Klärung offener Fragen dienten.

In weiterer Folge wurden die – in mühevoller Arbeit entstandenen und gut durchdachten – Konzepte präsentiert. Während den Präsentationen konnten wir feststellen, dass die einzelnen Gruppen zum Teil sehr unterschiedliche Zugänge zur Thematik gefunden haben und auch verschiedene Zielgruppen ansprechen wollen. Manche zielen in ihren Spots auf die Entwicklung neuer Männlichkeitsbilder, andere wiederum beschäftigen sich mit Primärprävention1, wieder andere wollen Mut machen und zeigen Hilfseinrichtungen für betroffene Frauen auf.

 

1 Unter Primärprävention versteht man den Versuch, Gewalt schon im Vorfeld zu verhindern.

 


Dienstag, 07. Juli 2009

 

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Kreativität. Es wurden Ideen gesucht, aus denen in weiterer Folge kurze Videoclips zur Thematik Gewalt an Frauen produziert werden. Dies gestaltete sich nicht immer ganz einfach, da das Ziel dieser Spots nicht ist, Frauen in die – für Medien typische – Opferrolle zu drängen, sondern aufzuklären, zu informieren und zu sensibilisieren.

Im Lauf des Vormittages konnten jedoch – trotz der Schwierigkeit der Aufgabenstellung – zahlreiche Spot-taugliche Ideen gesammelt werden. Als hilfreich erwiesen sich einerseits die engagierte und motivierte Diskussion der TeilnehmerInnen und andererseits die tatkräftige Unterstützung von Elisabeth Scharang (Regisseurin u.a. des Films „Tintenfischalarm“) sowie von Robert Buchschwenter (Dramaturg und Universitätsdozent). So wies beispielsweise Elisabeth Scharang während der Diskussion darauf hin, dass es bei den einzelnen Videoclips wichtig ist, nicht nur die Gewaltbotschaft zu transportieren, sondern auch immer eine Möglichkeit der Veränderung in Form von Kraft und Energie mitzuliefern.

Beeindruckend für uns war zu beobachten, dass nicht nur körperliche Gewalt besprochen, sondern auch strukturelle Gewalt als Problem angesehen und dargestellt wurde. Allerdings gab es auch heute kaum eine Diskussion über den Bereich der sexualisierten Gewalt.

Weiters fiel uns auf, dass noch Unterschiede bei den TeilnehmerInnen bezüglich des Grads der Sensibilisierung bestehen, die Workshops aber deutlich zum verbesserten Verstehen der Geschlechterproblematik beitragen.

 


Montag, 06. Juli 2009

Partnerschaft ist meine Stärke. Meine Stärke tut niemandem weh.“

Romeo Bisutti von der White Ribbon Kampagne Österreich ist bei seinem Workshop vorrangig auf die Seite der Gewalttäter und deren Schwierigkeiten eingegangen, gerade weil es unmöglich ist, Lösungsansätze für ein Thema zu finden, wenn nicht alle Seiten beleuchtet werden. Es war jedoch deutlich zu merken, dass die Workshop-TeilnehmerInnen besonderes Interesse für die Opfer von Gewalt in Beziehungen geäußert haben. Wir wollen an dieser Stelle ausdrücklich hervorheben, dass alle sehr angeregt diskutiert und mitgeredet und somit viel Engagement gezeigt haben. Am Anfang waren es deutlich mehr Frauen, die Fragen formulierten, wobei sich dies bald zwischen Frauen und Männern ausglich. Wegen des enormen Interesses und der Menge an Fragen wurde der Workshop sogar um eine ganze Stunde überzogen. Für viele hätte die Diskussion jedoch noch um einiges länger dauern können.

Anmerken möchten wir noch, dass es sehr schwierig ist, sachlich über das Thema Gewalt zu diskutieren. Vor allem sobald das erste Mal „sexualisierte Gewalt“ erwähnt wurde, war eine deutliche Blockade, verursacht durch Schockierung und Hilflosigkeit, zu merken. Für uns war die wichtigste Grundaussage des Workshops: „Gewalt beginnt dort, wo man versucht, durch das Einschüchtern und durch das Angstmachen einer anderen Person Kontrolle über diese Person zu bekommen.“ Zitat von Romeo Bisutti

Weitere Informationen zur White Ribbon Kampagne Österreich


Am Nachmittag wurde dann in Kleingruppen mit Frauenhaus-Mitarbeiterinnen über Gewalt an Frauen diskutiert. Dazu konnten wir aber keinen Einblick gewinnen, da wir das Gefühl hatten, dass unsere Anwesenheit hemmend wirkte.
Am Abend hatten wir noch die Möglichkeit ein Interview mit Daniela Almer (AÖF) zu führen.

Weitere Informationen zum AÖF (Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser)

 


Reflexion über die Fotos zur Vorbereitung des Kurzfilms (01.07.2009)

 

Im „Schloss Medien Kultur Haus“ werden alle Vorbereitungen zur Hochzeit getroffen, Frisuren und Make-up werden getestet, Kleider anprobiert - und alles, damit der „schönste“ Tag perfekt wird!

 

„Spieglein, Spieglein an der Wand …“. Wie der Satz endet, wissen vermutlich alle. Er stammt aus einem der wohl bekanntesten Grimm-Märchen, „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, und wird immer wieder unreflektiert den Kindern erzählt. Was dieses Märchen jedoch beinhaltet und auch deutlich vermittelt, darüber wird nicht nachgedacht. Eines der Klischees wird ganz besonders in den Vordergrund gestellt, und zwar jenes der wichtigsten Aufgabe“ von Frauen, dem Schönsein.

 

Dieses Klischee – Frauen müssen schön sein und unbedingt den in der Gesellschaft vorherrschenden Schönheitsidealen entsprechen - zeigt sich insbesondere bei wichtigen Anlässen, somit auch und vor allem bei Hochzeiten, welche als „der schönste Tag im Leben einer Frau“ bezeichnet werden. Eine eigentlich sehr eigenartige Beschreibung, wo es doch gerade bei Hochzeiten um zwei Personen geht.

 

Auf den Fotos für die Vorbereitung auf den „schönsten“ Tag sind nur Frauen zu sehen. Wo sind bloß die Männer? Ob sich diese wohl in anderen Räumen schön machen für die Hochzeit und nur zu schüchtern waren, sich dabei fotografieren zu lassen? Oder haben sie noch gar nicht darüber nachgedacht, was sie anziehen sollen? Ist dieses Schön-machen-Müssen alleine Pflicht der Frauen?


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